Kaffee, das aromatische Getränk, das weltweit Millionen Menschen begeistert, hat eine faszinierende Geschichte, die bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht. Die Legende besagt, dass im Hochland Äthiopiens ein Hirte namens Kaldi die belebende Wirkung der Kaffeekirschen entdeckte, als seine Ziegen nach dem Verzehr der Früchte besonders lebhaft wurden. Erst im 14. Jahrhundert sollen Sklavenhändler den Kaffee in den Jemen importiert haben.
Es sollte aber nochmal hundert Jahre dauern, bis sich die heutige Zubereitungsart (geröstet, gemahlen und aufgebrüht) dort etablierte.
Wir schauen uns die Ursprünge der Kaffeebohnen heute mal etwas genauer an.
Woher kommen Kaffeebohnen?
Die Ursprünge der Kaffeebohnen liegen tief in den üppigen Landschaften Äthiopiens, wo die Kaffeepflanze erstmals entdeckt wurde. Die Region Kaffa gilt als die Wiege des Kaffees. Von hier aus begann die Reise der Kaffeekirschen, die bald darauf den Jemen erreichten. In der Hafenstadt Mokka entwickelte sich der Kaffeeanbau zu einem florierenden Handelszweig, der den Grundstein für die weltweite Verbreitung legte.
Im Laufe des 16. Jahrhunderts fand der Kaffee seinen Weg nach Istanbul, wo er schnell zu einem festen Bestandteil der Kultur wurde. Die osmanischen Kaffeehäuser, bekannt für ihre geselligen Zusammenkünfte, spielten eine entscheidende Rolle bei der Popularisierung des Getränks. Von dort aus gelangte der Kaffee nach Europa, insbesondere nach Venedig, das als wichtiger Handelsplatz diente. Die ersten europäischen Kaffeehäuser entstanden, und Kaffee wurde zu einem Symbol der Geselligkeit und des intellektuellen Austauschs.
Heute sind die bedeutendsten Anbaugebiete für Kaffee über den gesamten Globus verteilt. Brasilien führt die Liste der größten Produzenten an, gefolgt von Ländern wie Vietnam, Kolumbien und Indonesien. Diese Regionen bieten optimale Bedingungen für den Anbau der Arabica- und Robusta-Sorten, die durch ihre unterschiedlichen Geschmacksprofile und Anbaubedingungen die Vielfalt des Kaffees prägen.
Die besondere Rolle Vietnams
Heute ist Vietnam nach Brasilien der weltweit zweitgrößte Kaffeeproduzent und hat eine in vielerlei Hinsicht besondere Kaffeekultur.
Koloniale Vorgeschichte
1857 brachten französische Missionare den Kaffee nach Vietnam, wo rasch zahlreiche Plantagen gegründet wurden. Das Klima des Landes war für die Plantagen ausgesprochen günstig, und so ging der Anbau bald weit über die Nachfrage der französischen Kolonialbeamten hinaus. Der Kaffee wurde zur lukrativen Exportware der Kolonialherren. Der Zweite Weltkrieg sowie der Vietnamkrieg brachten den Kaffeeanbau allerdings fast vollständig zum Erliegen. Erst nach 1975 erholte sich die Kaffeewirtschaft Vietnams langsam. War sie damals noch vollständig verstaatlicht, sind heute kleine, private Firmen für den Großteil der Produktion zuständig.
Deutsche Unterstützung
Interessanterweise hat Deutschland einen nennenswerten Beitrag zum erneuten Erblühen der vietnamesischen Kaffeelandschaft geleistet. Während Westdeutschland nach Ende des Vietnamkrieges diverse landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte förderte, erwies sich die DDR als einer der wichtigsten Partner für den vietnamesischen Kaffeeanbau.
Als Reaktion auf die steigenden Weltmarktpreise für Kaffee Mitte der Siebzigerjahre unterzeichnete die damalige DDR-Führung ein Abkommen mit der vietnamesischen Regierung. Die DDR sollte dabei 20 Jahre lang die Hälfte der vietnamesischen Kaffeeernte bekommen und stellte im Gegenzug materielle Aufbauhilfe und Wissenstransfer zur Verfügung. Die Geschichte machte dem Deal jedoch einen Strich durch die Rechnung – als Vietnam 1990 endlich die großen Erträge ernten konnte, existierte die DDR nicht mehr.
Die Weichen waren allerdings gestellt – bis heute ist die Bundesrepublik der größte Kaffeeabnehmer Vietnams.
Eine kurze Geschichte des Kaffees in Deutschland
Die Geschichte des Kaffees in Deutschland beginnt im 17. Jahrhundert, als das exotische Getränk erstmals in den großen Handelsstädten wie Hamburg und Bremen eingeführt wurde. Bereits 1673 eröffnete in Bremen eines der ersten Kaffeehäuser Deutschlands, das schnell zu einem beliebten Treffpunkt für Kaufleute und Bürger wurde. Diese Kaffeehäuser spielten eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung des Kaffeekonsums und trugen zur Entstehung einer neuen Kaffeekultur bei.
Im 18. Jahrhundert stieg die Beliebtheit des Kaffees weiter an, und Sachsen entwickelte sich zu einem Zentrum der deutschen Kaffeekultur. In Leipzig, einem der kulturellen Mittelpunkte der Region, wurde 1694 das berühmte Kaffeehaus „Coffee Baum“ eröffnet, das bis heute als eines der ältesten kontinuierlich betriebenen Kaffeehäuser Europas gilt. Der Kaffee wurde zu einem festen Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens, und das „Schälchen Heeßen“ – eine Tasse heißen Kaffees – wurde zum Symbol für Geselligkeit und Genuss.
Von Geheimtipp zum Volksgetränk
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde Kaffee in Deutschland zu einem Massengetränk. Die verbesserte Verfügbarkeit und die sinkenden Preise ermöglichten es breiten Bevölkerungsschichten, Kaffee regelmäßig zu konsumieren. Das Getränk entwickelte sich zu einem wichtigen Bestandteil der Arbeiterernährung, da er als energiespendendes Getränk geschätzt wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kaffee in Deutschland zu einem Symbol des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders. Der Kaffeekonsum stieg weiter an, und Kaffee wurde zum beliebtesten Heißgetränk der Deutschen. In den letzten Jahrzehnten hat sich die deutsche Kaffeekultur weiterentwickelt, mit einem wachsenden Interesse an Spezialitätenkaffees und nachhaltigen Anbaumethoden. Die Vielfalt der Zubereitungsarten und die steigende Anzahl an Röstereien spiegeln die anhaltende Leidenschaft der Deutschen für Kaffee wider.
Heutiger Kaffeekonsum
Die meisten Kaffeebohnen, die heute in Deutschland konsumiert werden, haben ihren Ursprung in Brasilien, dem weltweit größten Kaffeeproduzenten, sowie aus anderen wichtigen Anbauländern wie Vietnam und Kolumbien. Der Trend geht zunehmend zu Spezialitätenkaffees und nachhaltigen Anbaumethoden, wobei Verbraucher mehr Wert auf Qualität und Herkunft legen. Aktuell ist der klassische Filterkaffee die bevorzugte Zubereitungsart in Deutschland. Allerdings bekommt sie ernste Konkurrenz von alternativen Brühmethoden wie dem Cold Brew, die den Filterkaffee in diesem Jahr überholen könnte.